Der Verbandstag anlässlich des 20jährigen Gründungsjubiläums des VSLT e. V. am 7. Oktober 2011 stand ganz im Zeichen des Ringens um eine auch in den nächsten Jahren funktionsfähige Thüringer Schulaufsicht. Vor dem Hintergrund drastischer Personalkürzungspläne des Thüringer Bildungsministers hatte der Verband den führenden deutschen Rechtswissenschaftler auf dem Gebiet des Schulrechts und der Bildungsverwaltung, Herrn Prof. Dr. Hermann Avenarius, aus Frankfurt/Main als Festredner und zugleich Fachreferenten eingeladen.
Vor knapp 60 Zuhörern begründete Prof. Avenarius ausführlich, weshalb er auch bei zunehmender Eigenverantwortung der Einzelschule und deren Arbeit mit Zielvereinbarungen und nach Schulprogrammen eine funktionstüchtige staatliche Schulaufsicht für unabdingbar hält. Ohne sich in die aktuelle Auseinandersetzung zwischen VSLT e. V. und TMBWK einmischen zu wollen, ließ Prof. Avenarius keinen Zweifel daran, dass die Bestimmung des Thüringer Schulaufsichtsgesetzes, wonach in der Schulaufsicht nur einschlägig fachlich ausgebildete und berufserfahrene Beamtinnen und Beamte hauptamtlich tätig sein sollen, eine unmissverständliche Richtungsweisung für die Personalausstattung der unteren Schulaufsicht bedeute.
Wie Avenarius äußerte auch der stellvertretende Bundesvorsitzende der Konferenz der Schulaufsicht in Deutschland, Dr. Wolfgang Bott, in seinem Grußwort erhebliche Bedenken hinsichtlich der Erfüllbarkeit des Grundgesetzauftrages, wenn in Thüringen künftig nur noch 35 statt wie bisher 87 Fachbeamte den Kern der Dienst- und Fachaufsicht über das gesamte Schulwesen bilden würden.
Anders als noch zum 15. Gründungsjubiläum, als der Verband den Hauptprotagonisten der Dialogischen Schulaufsicht, Staatssekretär a. D. Hermann Ströbel, für sein engagiertes Wirken mit der Ehrennadel der Schulaufsicht in Silber auszeichnen konnte, war zum 20. Verbandstag niemand aus der politischen Führung des TMBWK der Einladung gefolgt. Die Teilnehmer der Veranstaltung hatten dafür wenig Verständnis, zumal der Thüringer Beamtenbund erst im Vorjahr mit der Landesregierung eine Beteiligungsvereinbarung abgeschlossen hatte, die Grundlage für eine sachliche Zusammenarbeit zwischen tbb mit seinen Fachgewerkschaften und der Landesregierung bildet.
Der Landesvorsitzende des tbb, Helmut Liebermann, stellte in seinem Grußwort nochmals die Bedeutung des Grundvertrauens der Beamtenschaft in seine politische und administrative Führung als wesentlichen Teil des besonderen Treueverhältnisses und Grundlage für eine funktionierende öffentliche Verwaltung heraus.
In ihrer mit großem Beifall aufgenommenen Festansprache blickte die Landesvorsitzende, Frau Dr. Ute Bräutigam, auf die zwanzig zurückliegenden, erfolgreichen Jahre des Wirkens des VSLT e. V. zurück und setzte sich zugleich kritisch mit der gegenwärtigen Umbruchsituation auseinander. In ihrem Rückblick würdigte sie die Aufbauleistungen der Verbandsmitglieder der ersten Stunde und erläuterte die vielfältigen Aktivitäten des Verbandes in den letzten zwei Jahren zur Erhaltung einer auch in Zukunft funktionsfähigen unteren Schulaufsicht.
Zum Gelingen der Jubiläumsveranstaltung trugen auch die Musikbeiträge des Gitarrenduos Geschwister Bunk des Weimarer Musikgymnasiums bei, während das Team des Comcenters Erfurt mit warmen und kalten Getränken und Thüringer Klößen zu Mittag für das leibliche Wohl unserer Mitglieder und Gäste sorgte.
Im Nachmittagsteil der Veranstaltung wurden die Sparvorhaben der Landesregierung nochmals heftig debattiert und der Vorstand bestärkt, in seinen Bemühungen um den Erhalt einr funktionsfähigen und wirksamen unteren Schulaufsicht nicht nachzulassen.
Abgerundet wurde die Veranstaltung schließlich durch die Ehrung langjähriger Mitglieder sowie die Verleihung der Ehrennadel der Schulaufsicht in Silber an die stellvertretende Landesvorsitzende, Sylvia Scherbe, die die Interessen der Mitarbeiter über Jahre hin auch im HPR des Ministeriums vertreten hat und in Gold an die beiden Vorstandsurgesteine Monika Bittner, in 6 Wahlperioden gewissenhafte und zuverlässige Schriftführerin und Norbert Obbarius, seit 19 Jahren einer der Organisatoren der Verbandsarbeit.